CORONA GRENZENLOS IM BLICK

Paola über die Auswirkungen in Kolumbien

5. Welche gesellschaftlichen / politischen Auswirkungen hat die Coronakrise in deinem Land? (Jetzt und in Zukunft)

In Bezug auf die sozialen und politischen Auswirkungen in meiner Region und in meinem Land ist es heute noch etwas verfrüht, um Schlüsse zu ziehen. Man muss im Hinterkopf behalten, dass – auch wenn Kolumbien in seiner Geschichte als Republik sehr schwierige Momente erlebt hat – die jetzige Pandemie etwas völlig Neues für uns ist. Sicher ist nur, dass die Zukunft voller Unsicherheiten sein wird.

In den letzten Tagen haben wir erfahren, dass die Ausgangssperre offiziell bis Mai verlängert wird. Einigen Medien zufolge soll es in den politischen Kreisen der Hauptstadt Stimmen geben, die sich dafür aussprechen, dass die Bogotaner in Quarantäne bleiben, bis ein Impfstoff gegen den neuartigen Corona-Virus verfügbar ist. In Anbetracht dessen, dass einige bisher entwickelte Impfstoffe in klinischen Studien getestet werden und in der Hoffnung, dass eines dieser Mittel zugelassen wird, muss dieses zunächst in die Massenproduktion gehen und danach weltweit vertrieben werden. Bis es also so weit in Kolumbien ist, wird wohl noch viel Zeit vergehen. Im schlimmsten Fall könnte die Ausgangssperre bis mindestens nächstes Jahr ein Teil unseres Lebens sein. Daher könnten die Industrie und der Handel in Kolumbien höchstwahrscheinlich in den kommenden Wochen und vielleicht Monaten nicht wieder in Gang kommen.

Dieser Umstand würde zweifellos zu einer sozialen Krise in Kolumbien führen. Der Anstieg der Arbeitslosigkeit könnte die Sicherheit im Land verschlechtern und sogar, allein aufgrund der Tatsache, dass Menschen kein Geld für Grundnahrungsmittel haben, in Gewalt enden. Ebenso werden die Lebenshaltungskosten steigen, was wir bereits zu spüren kriegen. Aufgrund eines übertriebenen Preisanstieges bei Lebensmitteln, wie Zucker, Reis, Milch oder Hühnchen, versucht die kolumbianische Regierung gegen Hamstern und Preisspekulationen vorzugehen. Die Idee der Regierung ist, die Höhe der Verkaufspreise festzulegen und zu deckeln. So sollen die vulnerabelsten Haushalte wieder Zugang zu Lebensmitteln sowie Medizin- und Hygieneprodukten erhalten. Ich denke, das ist eine gerechte und notwendige Maßnahme. Die Anstrengungen der kolumbianischen Regierung, Übergangslösungen zu finden, um durch die Krise durchzukommen, werden sicherlich nicht reichen. Denn wir leben alle in einer globalisierten Welt, d. h. wir sind voneinander abhängig und es ist egal, ob wir Nachbarn oder durch Ozeane getrennt sind – wir sitzen alle im selben Boot.

Das Ausmaß der sozialen und politischen Folgen dieser Notlage in Kolumbien hängt eindeutig von der Dauer dieser Pandemie ab. Je kürzer, desto größer die Wahrscheinlichkeit, dass mein Land mit einem blauen Auge davonkommt. Wie man so schön sagt: „El tiempo lo dirá todo“ (Die Zeit wird es uns verraten.)

Übersetzt aus dem Spanischen.

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