CORONA GRENZENLOS IM BLICK

Paola aus Kolumbien über ihre persönliche Betroffenheit

7. Wie bist Du von Corona betroffen?  

Die Pandemie hat sicherlich mein Leben und das meiner Familie völlig umgekrempelt. Die Ausgangssperre bleibt natürlich der größte Einschnitt in unser Leben. Meine Eltern, meine Geschwister und Freunde haben wir schon seit Wochen nicht mehr treffen können. Der Alltag ist vor allem durch die eigenen vier Wänden geprägt.

Meine fast dreijährige Tochter freut sich zwar, dass ihr Papa mehr zu Hause sein kann, dafür vermisst sie aber ihre Freunde und einfach mal raus in den Park zu gehen. Beruflich gesehen, ist die derzeitige Lage natürlich nicht unbedingt förderlich. Bei vielen meiner Bekannten wurde beispielsweise das Gehalt bereits wesentlich gekürzt. Die regulären Geschäftsbereiche meines kleinen Unternehmens befinden sich mittlerweile leider auch im Stillstand. Damit wir überhaupt über die Runden kommen und unsere laufenden Kosten decken können, mussten wir neue Wege einschlagen. Um uns über Wasser zu halten und einen Beitrag zur aktuellen Krisenbekämpfung zu leisten, nutzen wir jetzt unser Kapital und unsere Logistik, um zertifizierte persönliche Schutzausrüstung nach Kolumbien zu bringen.

Leider ist dies keine einfache Aufgabe, denn Produkte, wie Visiere, Mund-Nasen-Schutzausrüstung oder Schutzbekleidung sind auf dem Weltmarkt stark umkämpft. Erschwert wird das alles nicht nur durch unseriöse Angebote, Lieferverzögerungen sowie hohe Kosten durch Transportengpässe, sondern auch dadurch, dass viele Herstellerländer die Exporte solcher Medizinprodukte, zumindest zeitweise, verboten haben. Die Versorgung von Schwellen- und Entwicklungsländern ist nahezu vollkommen von Lieferungen aus den produzierenden Ländern abhängig, so sind Exportverbote und -beschränkungen aus meiner Sicht vor dem Hintergrund einer Pandemie kontraproduktiv und fehl am Platz.

Zum Glück haben wir die ersten Lieferungen vor etwa zwei Wochen erhalten. Uns ist gelungen, eine überschaubare Menge an Produkten einzufliegen, von den Zollbehörden abzufertigen und abschließend in unsere Lagerhalle außerhalb der Hauptstadt bringen zu lassen. So etwas ist in Kolumbien kein Selbstläufer. Die Herausforderungen, um etwas Derartiges aufzusetzen, sind derzeit immens und vieles kann dabei schief gehen – diese Erfahrung mussten wir leider auch schon machen.

Denn schon seit Jahresbeginn versuchen wir Textilmaschinen aus Frankreich nach Kolumbien zu bringen. Schon der Anfang war holprig. Nach einer etwa 12-wöchigen Odyssee mit Streiks an französischen Häfen, einer langen Überseereise, der anschließenden Umladung am Hafen in Cartagena sowie einem zweitägigen Transport auf dem Landweg durch die Anden waren die Container endlich in Bogotá angekommen. Am gleichen Tag, an dem uns die Abholung der Maschinen in der Lagerhalle des Zolls gestattet wurde, verhängte die Bürgermeisterin der Hauptstadt wegen der Coronavirus-Pandemie die erste Ausgangssperre. Wir haben viel Durchhaltevermögen gebraucht, bis wir endlich eine Erlaubnis erhielten und Ende Mai einen Spediteur ausfindig machen konnten, der in Lage war, die etwa jeweils 15 Tonnen schweren Maschinen zu bewegen. Glücklicherweise befinden sich diese inzwischen in unserer Fertigungshalle und wir können mit der Montage beginnen. Sobald die Nachfrage wieder steigt, werden wir die neuen Maschinen endlich in Betrieb nehmen. Hierfür können wir nur hoffen, dass die Zeiten von Corona bald vorbei sind.

Übersetzt aus dem Spanischen.

Mehr zu Paola erfährst Du hier.

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