CORONA GRENZENLOS IM BLICK

Paola über den Alltag in Kolumbien

4. Wie hat sich der Alltag der Menschen mit der Krise verändert?

Nach einigen Wochen unter der derzeitigen Ausgangssperre kann ich sagen, dass meine Familie und ich uns schrittweise daran gewöhnt haben, in unseren eigenen vier Wänden eingesperrt zu sein. Was für mich eigentlich etwas sehr Unheimliches ist. Am Anfang waren meine Tage von den Dingen bestimmt, die ich nicht machen konnte, insbesondere, dass wir mit unserer Familie und unseren Freunden nichts mehr unternehmen konnten. Meine Eltern z. B. leben in einer anderen Stadt im Norden Kolumbiens und deshalb kann ich sie derzeit gar nicht sehen. Zudem befindet sich mein Zuhause am Stadtrand von Chía, inmitten der Berge. Es ist ein idyllischer Ort mit frischem Wind, bei dem man eigentlich Lust bekommt, sich gemeinsam vor ein Kaminfeuer zu setzen. Wir wohnen jedoch sehr entlegen und daher befinden wir uns in totaler sozialer Isolation – abgesehen von unseren drei Hunden natürlich.

Zumindest sind wir dankbar, dass es heutzutage so viele Wege der digitalen Kommunikation gibt. Apps, wie beispielsweise Whatsapp oder Houseparty, geben uns das Gefühl, uns manchmal vor der Einsamkeit verstecken zu können und Momente mit unseren Lieben teilen zu können. Außerdem haben wir die Möglichkeit, am öffentlichen Leben in Kolumbien teilzuhaben. Dieses findet mehr denn je auf Plattformen, wie Facebook oder Twitter, statt. So versuchen wir mit Bekannten und Mitmenschen unsere Meinungen und Empfehlungen auszutauschen – solange das Internet gut funktioniert und der Strom nicht ausfällt.

Abgesehen davon, dass mein Unternehmen Ferotex derzeit nahezu im Stillstand steht, ist eine der drastischsten Änderungen in meinem Alltag, dass ich nicht mal mehr zum Einkaufen ausgehen kann. Vieles muss geliefert werden, allerdings nur, wenn sie die verzweigten Wege zu unserem Haus finden. Die einfache Freiheit auszugehen, mit dem Auto eine Spritztour zu machen, zu bummeln oder einfach in Ruhe Lebensmittel einzukaufen, ist etwas, was ich Tag für Tag mehr zu schätzen weiß. Das motiviert mich aber auch, in der Quarantäne neue Zeitvertreibe zu suchen. Seit letzter Woche verbringe ich mit meinem Mann viel Zeit damit, einen kleinen Garten mit Gemüse und Kräutern anzulegen. Alles in allem freue ich mich aber darauf, wenn wieder die Normalität einkehrt.

Übersetzt aus dem Spanischen.

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